Veränderung im Zeitraffer oder der Wohlstandsbauch in der digitalen Welle

Manuel Kuhn

Partner Digital Business Acquisition

Innovation hängt zu einem großen Teil von der Akzeptanz der Mitarbeiter:innen, Kund:innen und anderen Stakeholdern ab. Und die war in den letzten Jahren eher gering. Denn warum soll man was anders machen, wenn alles super läuft?
Digitalisierung als schleichender Prozess

Jahrelang schon wird gepredigt (auch von TOWA), dass die Digitalisierung bestehende Geschäftsmodelle verändert und nichts mehr so sein wird, wie es war. Das Internet kommt mit einer Kraft daher, die alle, die sich gegen sie stellen, überrollen wird. Und wahrscheinlich war das jedem CEO und jeder Führungskraft auch bewusst. Überraschender Weise hat sich jedoch nicht so viel geändert – vor allem im B2B-Sektor. Der Prozess war eher ein schleichender und lediglich Unternehmen, die das Thema „Change“ als wichtig empfanden, haben sich schneller digitalisiert. Und andere wiederum wesentlich langsamer oder noch gar nicht. All dies hat bisher noch keine allzu heftigen Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis gehabt. Umsätze im Online-Bereich waren verglichen mit den klassischen Umsätzen marginal, digitale Services waren eher eine Wette auf die Zukunft.

Warum ist das so?

Die letzte Dekade kann ohne weiteres als die fetten Jahre bezeichnet werden, was den Veränderungsprozess im Allgemeinen eher behindert als forciert hat. Metaphorisch gesprochen, hat der Wohlstandsbauch also der digitalen Welle standgehalten.

Doch von heute auf morgen hat sich die Welt Anfang 2020 verändert. Verantwortlich dafür sind zwei wesentliche Faktoren, welche die Veränderungen beschleunigen. Auch wenn sie innerhalb der Corona-Krise so eng miteinander verstrickt sind, dass man sie als einen Faktor verstehen könnte, sollte man sie trennen, um sich den ursächlichen Folgen bewusst zu werden:

 

1. Der Rückgang des Wohlstands

Die aktuelle globale Marktsituation führt dazu, dass Umsätze wegbrechen und ganze Geschäftszweige und Branchen nicht mehr oder nur stark reduziert produzieren können. In dieser Zeit laufen Gehirne auf Hochtouren auf der Suche nach Lösungsansätzen für dieses wirtschaftliche Dilemma. Während Kurzarbeit auf Personalseite die erste logische Konsequenz darstellt, gibt es viele Ansätze, die sich mit einer höheren Effizienz auseinandersetzen oder sich gar auf das gesamte Geschäftsmodell beziehen. Lösungen, die man in den fetten Jahren strategisch diskutiert, aber nie umgesetzt hatte, sollen nun in Taskforces so schnell wie möglich auf die Beine gestellt werden. Die Bereitschaft zur Veränderung ist in den letzten Jahren noch nie so groß gewesen wie heute. Wir sind selbst ein gutes Beispiel dafür. Seit über einem Jahr haben wir darüber gesprochen, die TOWA Academy zu launchen, um unser Wissen in Webinaren, Kunden und Interessierten zur Verfügung zu stellen. Während der Ausgangsrestriktionen von Corona haben wir unsere Zeit dazu genutzt, die TOWA Academy innerhalb von wenigen Tagen zum Leben zu erwecken. Und jetzt gibt es hier, auf https://academy.towa-digital.com/, regelmäßig neue Webinare.

 

2. Die Ausgangsbeschränkung

Sitzen die Menschen ohne Arbeit zu Hause, freuen sich Netflix und Amazon Prime ganz besonders. Und jetzt freuen sich sogar auch die Unternehmer, die sich bisher flexiblen Arbeitsmodellen entgegengestellt hatten, da ihre Mitarbeiter arbeiten, statt sich den Streaming-Babos hinzugeben. Die aktuelle Situation zwingt jetzt alle dazu, das Homeoffice nicht nur als notgedrungene Lösung zu akzeptieren, sondern auch dessen Sinnhaftigkeit anzuerkennen. Die häufigsten Argumente wie fehlende Kontroll-Mechanismen, unzureichendes Vertrauen oder Ablenkung der Mitarbeiter werden jetzt in der Praxis widerlegt. Denn: Remote funktioniert tatsächlich! Stand heute ist es auch nicht denkbar, dass diese Regelung nach Überstehen der Pandemie wieder abgeschafft wird. Auch hierzu ein Beispiel von uns: Anfang April haben wir unseren ersten Remote Workshop durchgeführt. Etwas, das wir, wenn wir nicht gezwungen geworden wären, niemals getan hätten. Selbst durch unsere „Digital-Brille“ hätten wir dazu plädiert, vier Personen für einen Halbtagesworkshop nach Wien zu fliegen und damit neben erhöhten Zeit- und Geld- auch Umweltkosten unnötig in Kauf genommen. Das Fazit nach dem Workshop: Ungewohnt, aber es funktioniert! Seltsam, dass erst etwas wie Corona passieren muss, um das zu verstehen.

Fazit

Zusammengefasst kann man also sagen, dass beide Faktoren dazu beigetragen haben, dem Thema Veränderung/Change mit offeneren Armen zu begegnen und die Türen von bisher skeptischen Unternehmen für Neues zu öffnen. Das Resultat: Corona hat trotz aller Unannehmlichkeiten etwas Positives initiiert, dass massiv zur Digitalisierung und Effizienzsteigerung unserer Generation beiträgt. Und das uns allen zeigt, dass mit etwas Mut und Pragmatismus ein Arbeits-Tempo eingeschlagen werden kann, das vor zwei Monaten noch für unmöglich gehalten wurde.

Es ist ein Umbruch spürbar, der vielen Unternehmen, die diese Veränderung schon lange predigen, das nötige Gehör verschaffen wird. Seien es Data-Services, neue Wege der internen und externen Kommunikation, Remote Software und alle Mischformen.

Was passiert im Marketing?

Aus der digitalen Kommunikations- und Verkaufsperspektive lässt sich das ebenfalls attestieren. Die schleppend fortschreitende Verzahnung von Marketing und Sales wird sich beschleunigen. Mit dem Effekt, dass Vertriebsmitarbeiter nicht mehr täglich auf den Autobahnen unterwegs sind, um Leads zu closen. Wenn sich der Video-Call erst einmal als gleichwertiges Instrument zum persönlichen Kontakt etabliert (und das passiert gerade), können Vertriebs-Gespräche in Zukunft deutlich effizienter und günstiger stattfinden. Im Idealfall werden Zoom, Google-Hangouts, Facetime & Co. fester Bestandteil des Sales-Prozesses. AMEN!

Zugegebenermaßen beschreiben wir hier die “UX-Pflicht”. Wer sich zukunftsfit machen will, die Potenziale der digitalen Transformation nicht verschlafen möchte, der sollte sich auch um die Kür kümmern. Transformationale Produkte entwickeln, darüber nachdenken zur Plattform zu werden, disruptive Geschäftsmodelle entwickeln. Aber Hey, eines nach dem anderen.

🔥 Projekte, auf die wir stolz sind